Mittwoch, 20. April 2011

Abschied



Es ist einer dieser ersten Frühlingstage, einer dieser typischen Apriltage. Es riecht nach allen möglichen Blumen und der Duft würde sicher noch eine ganze Weile in der Luft hängen, da bin ich mir sicher. Auf der Blumenwiese sieht man die Blütenpracht ganz gut und die Farben sind so unglaublich schön und dezent, dass man darin versinken könnte, nie mehr wieder auftauchen möchte. Die Sonne schickt ihre warmen Strahlen auf die Erde, jedoch regnet es in Strömen. Typisch Aprilwetter eben.
Wir stehen vor uns, gut fünf Meter Entfernung haben wir von einander und meine Füße werden langsam nass, da sich die Tropfen an den Gräsern festgehalten haben und jetzt dringen sie langsam in meine Schuhe ein, obwohl sie eigentlich wasserdicht sein sollten. Es ist kein angenehmes Gefühl.
Wir haben Angst, dem anderen etwas zu sagen, Angst uns an zulächeln, Angst uns zu berühren.
Ich weine. Weine wegen ihm, um ihn. Meine salzigen Tränen vermischen sich mit den Regentropfen., so als wäre es Ein.
Er sieht die Tränen nicht, sieht einfach über sie hinweg. So als würde er sie nicht sehen, so als würden sie gar nicht existieren.
"Warum?", flüstere ich fast kaum hörbar.
"Viola, du weist, dass ich dich liebe, dass ich dich immer lieben werde", sagt er. Ich möchte ihm glauben, ihm vertrauen, doch die Zweifel bleiben.
"Aber du darfst nicht in den Krieg gehen. Du darfst das nicht tun. Bitte", flehe ich ihn an. Ich komme mir so vor, als wäre ich ein kleines Kind. Es möchte ein Eis, bekommt es aber nicht.
Stille. Ruhe. Schweigen. Ich fühle mich einsam. Einsam zwischen den Regentropfen, zwischen meinen Tränen und zwischen den nassen Gräsern.
"Ich werde alles tun, um wieder zu dir zurückzukehren", verspricht er mir.
"Alles?", frage ich ihn leise und verzweifelt.
"Ja, alles. Alles was in meiner Macht steht", antwortet er mir.
Ich blicke ihm tief in die Augen. Innerlich hoffe ich die Wahrheit zu erfahren. Wird er jemals wieder zurück kommen? Wird er den Krieg überleben? Wird er mich für immer lieben?`Ich suche nach der Wahrheit, nach den Antworten auf all meine Fragen.  Ich würde alles was ich suchte, niemals finden, dass ist mir klar. Niemals.
"Bitte, küss mich noch ein letztes mal, bevor du gehst", bitte ich ihn.
Es ist egal, wie ich aussehe. Egal, dass mir meine Haare nass und verwüstet am Kopf kleben. Egal, dass mein hellblaues Kleid, wie ein nasser Kartoffelsack an meinem Körper liegt. Egal, dass mir meine frische Schminke an den Wangen runter läuft und alles verschmiert. Alles würde egal sein, solange es ihn und mich gibt. Uns.





Er läuft auf mich zu, nimmt mich in seine starken, muskulösen Arme, hält mich fest, lässt mich nicht mehr los.
Voller Liebe kralle ich meine Finger in sein nasses Haare und küsse ihn dann zärtlich. Seine Lippen sind weich. Feucht und warm vom Regen.
Und dann kommen meine Tränen wieder.
Tränen der Liebe.
Tränen der Sehnsucht.
Tränen der Trauer.
Tränen der Angst.
Tränen, die kein einziger Mensch sehen durfte, sehen wollte.
Ja, und dann lasse ich ihn gehen. Mit der Hoffnung, dass er wieder kommen würde, dass er mich für immer lieben würde.

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